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Hinweis: Vorteile und Nutzen für uns Alle (bei Wahl Bürgerbegehren=JA und Stichfrage=NEIN). Nachteile für Mensch und Umwelt (bei Wahl des Ratsbegehrens)

1. Wir alle können das Klima wirksam schützen, wenn wir unser wertvollstes Gut - unseren Boden - erhalten.

Die Klimakrise richtet einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden an und bedroht gleichzeitig die Artenvielfalt unserer gewachsenen Kulturlandschaften in ihrer ganzen Tier- und Pflanzenwelt. 262.700 Quadratmeter Fläche will die Stadt Höchstadt am Häckersteig und Weingartsgraben mit Einfamilienhaussiedlungen verbrauchen und die Klimakrise damit weiter verschärfen. In der Bewältigung der Klimakrise nimmt der Umgang mit der begrenzten Ressource Boden eine Schlüsselstellung ein. Die vielfältigen Funktionen des unverbauten Bodens für den Wasserhaushalt, für die Kohlenstoffbindung und für die Kaltluftbildung sind unstrittig. Der Verlust jedes weiteren Quadratmeters Boden wird die Klimakrise anheizen und uns von einer unabhängigen regionalen Versorgung mit Lebensmitteln weiter entfernen. Zudem muss die klimaschonende Bestandsrenovierung einem hohen CO2-Ausstoß durch neue Einfamilienhäuser vorgezogen werden.

2. Eine bayerweit herausragende und schützenswerte Naturlandschaft am Häckersteig und Weingartsgraben mit Ackerland und landschaftsprägenden Heckenzügen muss erhalten werden.

Der Landschaftsplan beschreibt das Ziel der Erhaltung der Landschaftsstruktur durch Heckenzüge, großräumige Ackerflächen und Terrassen am Häckersteig / Weingartsgraben und verweist auf die vielfältigen positiven Funktionen für Mensch und Natur. Bereits in den 70er Jahren hat die Bayerische Staatsregierung den Häckersteig / Weingartsgraben als schutzwürdiges Biotop erfasst und als erhaltenswert eingestuft. Fingerartig greift die geplante Wohnbebauung mit Straßen und all ihrer Infrastruktur in die Landschaft hinein und bewirkt genau das Gegenteil vom oben genannten Ziel.

Eine unglaublich reiche Artenvielfalt zeigt sich in den Heckenstrukturen mit ihren wichtigen Schutz- und Bruträumen für Vögel und Kleintiere. Die Erhaltung einer hohen ökologischen Vielfalt ist aktiver Klima- und Naturschutz.

Erhalten und bewahren wir diesen großen Schatz und setzen ein Zeichen gegen den einfallslosen Flächen?fraß der Stadt Höchstadt. Verhindern wir eine drohende Zerschneidung des Häckersteigs mit dem Bau einer breiten Westtangente und evtl. Brücken zur B470/B505 mit Entlastungs-, Verbindungs- und Erschließungsstraßen. Verhindern wir eine Zerstückelung der Baumallee am Treibweg zum Trimm-Dich-Pfad, die ein Teilstück des Main-Donau-Wanderweges darstellt. Verhindern wir eine drohende gravierende Lärmbelästigung für die Anwohner.

3. Wir können sehr viel tun, um unser Grundwasser zu schützen. Zuallererst gilt es sehr klug und sparsam mit unseren Böden umzugehen.

Zurzeit sprechen die Fachleute von einer 25 %igen jährlichen Abnahme bei der Grundwasserneubildung in Bayern. Nach den Hitzerekorden und der großen Dürre im zurückliegenden Jahr 2022 muss uns klar werden, wie wichtig unverbaute Landschaftsteile sind. Eine Reduzierung der Flächenversiegelung durch Neubauten und Verbindungsstraßen scheint neben vielen anderen Maßnahmen die dringlichste, einfachste und kostengünstigste Lösung zu sein.

4. Wir können unsere natürlichen Frisch- und Kaltluftquellen für die Stadt erhalten.

Wie eine aktuelle Befragung 2022 durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ermittelte, sind viele Kommunen dabei Hitzeschutzmaßnahmen aufgrund des fortschreitenden Klimawandels umzusetzen. Dabei spielen die Erhaltung und Schaffung von Frischluftschneisen eine zentrale Rolle. Der Häckersteig und der Weingartsgraben sind neben der Aischaue die wichtigsten Kaltluftdurchzugsgebiete. Entstehende Kaltluftmassen werden in die angrenzenden Siedlungsflächen abgeführt und bewirken hier einen stadtklimatisch bedeutenden Wärmeausgleich. Durch eine Bebauung verlieren wir diesen extrem wichtigen Effekt. Während andere Städte in die genau andere Richtung gehen und sich um Frischluftschneisen kümmern, gefährden wir durch die geplante Flächenbebauung eine wirksame, natürliche und für die Zukunft immer wichtiger werdende Frischluftquelle.

5. Wir setzen uns ein für eine schützenswerte Landschaft mit herausragender Aussicht und einem hohem Erholungs- und Freizeitwert.

Der Main-Donau-Wanderweg führt längs des Treibweges nach Höchstadt und eröffnet auf der Anhöhe des Häckersteigs ein einzigartiges Panorama über das Aischtal. Diese Landschaft darf nicht hinter einer Einfamilienhaussiedlungsstruktur verschwinden und entwertet werden. Im Gegenteil, diese Landschaft hat einen hohen Gemeinwohlcharakter und darf der Gesellschaft nicht entzogen werden.

6. Wir können unnötigen Flächenverbrauch verhindern und andere Instrumente der Entwicklung vorantreiben.

Grundsätzlich muss Jeder und Jedem klar werden, dass der ausufernde Flächenverbrauch Höchstadts mit einer geplanten Baufläche von ca. 26 Hektar inkl. der Infrastruktur am Häckersteig so nicht mehr weiterbetrieben werden kann. Zielrichtung einer zukunftsorientierten Stadtplanung legt den Schwerpunkt auf die Innenentwicklung, zumal die Infrastrukturen in den Außenbereich auf Dauer hohe Folgekosten verursachen, unter denen schon viele Kommunen in unserem Landkreis signifikant leiden. Es gilt den Leerstand konsequent zu bearbeiten, damit neuer Wohn- und Gewerberaum entstehen kann. Es braucht ein aktives Flächenmanagement, mit dem die Wohnbedürfnisse den Lebensphasen entsprechend angepasst werden können und viele kluge und nachhaltige weitere Maßnahmen.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

nachdem in der letzten Ausgabe des Amtsblattes der Bürgermeister und die Stadtplanung zu den beiden Bürgerentscheiden am 21.05.2023 Stellung bezogen haben, möchten auch wir die Gelegenheit nutzen Sie sachlich und faktenbasiert zu informieren:

Nach wie vor sind wir der Überzeugung, dass die Frage unseres Bürgerbegehrens sehr einfach, klar und dem Flächennutzungsplan (FNP) entsprechend formuliert ist. Die drei Wohngebiete sollen nicht in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden und der Häckersteig soll so bleiben, wie er ist.

Ganz anders sieht es jetzt beim Ratsbegehren aus. Hierin sprechen die Verfasser des Ratsbegehrens von „ökologisch nachhaltig geplanten Wohnbauflächen“ ohne zu begründen, warum dies ökologisch nachhaltig sein soll. Zudem gab es keinerlei planerische Vorgaben, die ein ökologisches nachhaltig geplantes Wohngebiet zum Ziel hatten. Wenn sich dies darauf beziehen sollte, dass die Grünflächen 1.4 (1,32 ha) am Südhang und 1.5 (0,12 ha) am Häckergraben von Bebauung freigehalten werden, muss man feststellen, dass die ökologischen Funktionen einer offenen und halboffenen Landschaftsform durch die mehrfache Durchschneidung und Einrahmung mit Erschließungsstraßen grundlegend beeinträchtigt sind. Tatsache ist jedoch, dass der Neubau 30% des CO2-Ausstoßes in Deutschland verursacht, 40% des Energieverbrauchs, 50% des Ressourcenverbrauchs und 70% der Flächenversiegelung.

Vielleicht bezieht man sich auch bei dem Begriff „ökologisch nachhaltig“ auf die Herausnahme des Wasserschutzgebietes Kategorie III aus dem Flächennutzungsplan. Hierzu muss erwähnt werden, dass man zunächst diese Flächen bewusst neu in den FNP aufgenommen hat, nachdem man sich entschieden hatte, Teile des Südhanges freizuhalten. Erst die unmissverständlichen Hinweise des Regierungsbezirks Mittelfranken in der ersten Abwägungsphase, die wegen zu großer Mängel wiederholt werden musste und gerade ausliegt, führte schnell wieder zu einer Herausnahme dieses Wasserschutzgebietes am Häckersteig.

Weiterhin wird im Ratsbegehren, das der Stadtrat gegen das Bürgerbegehren gestellt hat, von einer „familienfreundlichen Baulandentwicklung“ gesprochen. Hierin wird suggeriert, dass es familienfreundlich sei, wenn 26,26 ha (262 700 m2) Boden mit Häusern, Straßen und Infrastruktur verbraucht werden, wenn die zweitwichtigste Frischluftproduktionsquelle am Häckersteig und Weingartsgraben massiv beeinträchtigt wird, wenn die Grundwasserneubildung weiter abnimmt, wenn Wiesen und Ackerboden als CO2 Speicher verloren gehen, wenn heimische Arten weiter zurückgedrängt werden, wenn landwirtschaftliche Produktionsfläche zur regionalen Versorgung nicht mehr zur Verfügung steht, wenn wichtiger Naherholungsraum für alle Höchstadter Bürgerinnen und Bürger verschwindet.

Die häufigste Wohnform ist und bleibt das Einfamilienhaus, auch in Höchstadt. Es wird immer wieder Möglichkeiten geben, dass junge Familien zu dieser beliebten Wohnform finden. Gleichzeitig ist es aber auch eine gesellschaftliche Herausforderung „flächensparsam zu bauen, diese Flächen intensiver zu nutzen und auf ihre Multifunktionalität zu setzen.“ (Lydia Haack, Architekten-Präsidentin)

Hinzu kommt, dass in der durch das eingebrachte Ratsbegehren notwendigen Stichfrage die Abstimmungsrichtung verfälscht wird, indem es jetzt plötzlich um die Frage Baulandentwicklung Ja und Baulandentwicklung Nein geht. Alle, die die Häckersteigbebauung ablehnen, müssen also jetzt mit ihrer Stichfrage eine gewisse Sinnverschiebung hinnehmen. Sie müssen mit „Baulandentwicklung Nein“ stimmen, auch wenn sie nicht grundsätzlich gegen Baulandentwicklung sind.

Bürgermeister und die Stadtplanung behaupten im letzten Amtsblatt, dass ohne die Häckersteigbebauung ein „absoluter Stillstand“ für die Stadt eintreten werde. Richtig ist jedoch, dass im Flächennutzungsplan 66 ha Fläche für den Wohnzweck in der Kernstadt und Etzelskirchen vorgehalten wird. Nach Abzug der Flächen 1.1, 1.2 und 1.3 am Häckersteig verblieben rechnerisch noch ca. 40 ha für die Kernstadt im FNP und somit kann kaum von einem Stillstand gesprochen werden. Zudem ist zu fragen, ob es erstrebenswert ist, Schritt für Schritt alle zur Verfügung stehenden Flächen in den nächsten 15-20 Jahren zu verbrauchen. Was ist danach? Es müssen zuerst Konzepte greifen, die die unbebauten Flächen in den Wohngebieten und die leerstehenden Häuser aktivieren.

Im Gegenteil verursacht die Stadt Höchstadt hohe Folgekosten mit einer immer weiter in die Landschaft um sich greifenden Infrastruktur von Straßen und Versorgungsleitungen durch neue Wohngebiete. Schon jetzt ist der Bedarf an Straßenerneuerungen höher, als die aktuelle finanzielle Kraft es erlaubt. Gerade diese Politik gefährdet die Zukunft einer gesunden Stadtstruktur mit allen ihren Schulen, Freizeit- und Kultureinrichtungen. Zudem ist zu hinterfragen, dass die Stadt Höchstadt ihre Investitionsquote in den zurückliegenden Jahren mit fast 50% Verkaufserlösen aus Grundstücksverkäufen bewerkstelligt.

Sorge und Angst brauchten die Höchstadter Bürgerinnen und Bürger nicht zu haben, wenn ein landschaftliches Juwel mit vielen Funktionen für Natur und Klima für die nächsten Generationen erhalten bleibt.

Sie können mit dazu beitragen, unsere Heimat zu bewahren!
Petra Deinlein-Wieland, Sprecherin der Bürgerinitiative